Auch wenn die Rechtsprechung der Staaten in Zentraleuropa und Skandinavien relativ zügig arbeitet, werden die vielstufigen nationalen Gerichtssysteme meist als zeitaufwendig und teuer empfunden. Deshalb haben die Handels-Schiedsgerichtsbarkeit und die Mediation zunehmend an Bedeutung gewonnen. Während der mehr als 30 Jahre meiner anwaltlichen Tätigkeit habe ich über 200 Schiedsverfahren als Parteivertreter betreut und in mehr als 50 Verfahren als Schiedsrichter oder Mediator mitwirken dürfen.
Überwiegend hatte ich mich mit drei immer wiederkehrenden Problemfeldern zu befassen: (a) mit Schadensersatzansprüchen aus gescheitertem Projektmanagement, (b) mit der Haftung von Wirtschaftsprüfern und Geschäftsleitern (D & O-Haftung) und (c) mit der rechtlichen Bewertung komplizierter technischer Probleme. Im einzelnen:
(a) Fehler im Projektmanagement
Bauprojekte für komplexe Industrieanlagen führen oft zu Verspätungen und Budgetüberschreitungen. Die Analyse des jeweiligen „kritischen Pfades“, Argumente zur Kausalität und zur Höhe entstandenen Schadens sind immer schwierig. Das Wissen um die Fehleranfälligkeit jedes Projektmanagements, aber auch jedes Sachverständigengutachtens über Verspätungsursachen und deren Auswirkung sind ebenso nötig wie der geschulte Blick hinter die Fassade „offizieller“ Information. Spannungsverhältnisse der an einem Projekt beteiligten Expertenteams, die Harmonisierung getrennter Arbeitsgruppen bei Mandanten und Prozessanwälten müssen dem Anwalt ebenso vertraut sein, wie die Verhaltensänderungen aller Beteiligten unter Stress.
(b) Berufshaftung
Direktoren, Geschäftsführer und Wirtschaftsprüfer sind Berufsgruppen, deren Verantwortlichkeiten in den letzten Jahrzehnten nur gewachsen, aber nie verringert worden sind. Noch nie sind Haftungsfragen im Zusammenhang mit Insolvenzen oder verlustträchtig verlaufenen Aufträgen so akribisch und aufwendig rekonstruiert worden, wie heute. Hier kommt es darauf an, alte und neue, beträchtlich erweiterte Standards miteinander zu vergleichen und den Fortschritt in Rechtsprechung und beruflichen Standards bewusst zu machen.
(c) Komplizierte technische Probleme
moderne Nukleartechnologie, methodologische Innovationen, die umwelttechnisch erwünschte oder energiesparende Höchstleistungen ermöglichen sollen, müssen für Richter oder Schiedsrichter ebenso „übersetzt“ und verständlich gemacht werden, wie umgekehrt rechtlich relevante Überlegungen einem Sachverständigen oder einer Partei erklärt werden müssen.
Wer solche Anforderungen aus seinen eigenen Streitfall kennt und gut bearbeiten möchte, wird wahrscheinlich in mir einen erfahrenen Gesprächspartner für die taktische Planung oder für eine informative Zweitmeinung finden.